Stuttgart, 20.09.2010
Bühneninstallation »Steffen Wick, Piano Particles (UA), Theaterhaus Stuttgart«
Auftraggeber: Widemusic Stuttgart
Fotografie: Saja Seus, Laura Nagel, Simon Detel
Jakob Müller: Konstruktion Installation
Chris Beckett: Lightdesign

www.widemusic.de
www.steffenwick.de
www.theaterhaus.com
artandevents.mediaquell.com

* Nominiert für den Designpreis Deutschland 2013
* red dot award communication design 2011 – Auszeichnung für hohe Designqualität

* Können Sie die Bühneninstallation etwas genauer beschreiben?

Marc Engenhart: Die einzelnen Partikel bestehen aus von Hand geformten Papierbögen. Papier ist organisch fein, hauchzart, partiell lichtdurchlässig und von einer charmanten Leichtigkeit und Poesie. Ein Material welches wunderbar zu den Klängen der Musik passt und die Identität der Musik in einer wohl komponierten visuellen Methodik transportiert. Da wir es mit 300 einzelnen Unikaten zu tun haben, entsteht eine sich unendlich ausbreitende Formenvielfalt. Während des Konzertes wird die Gesamtinstallation dann mit Licht und Farbe wie glühenden Partikeln in eine musikalisch inszenierte Gesamtdramaturgie des Abends eingebunden. Sie reagiert und »atmet« mit den Klängen des Spiels. Die Veränderung des Lichtes zur Musik belebt das Objekt und organisiert den Eindruck der Formenvielfalt immer neu. Die Detailkraft des gesamten Objektes ist feingliedrig und nahezu unendlich. Was den Raumeindruck der Installation von jedem Platz des Theaterhaussaales aus individuell und besonders macht. Es geht darum jedem Besucher einen persönlich intimen Eindruck zu vermitteln. Dabei soll es keine Rolle spielen ob Sie in der 1. oder letzten Reihe sitzen. Der Gesamteindruck bespielt den ganzen Theaterhaussaal.«

Warum haben Sie Papier ausgewählt?

Papier ist ein nahezu weißes, organisches/natürliches Medium mit einer faszinierenden Reinheit. Es ist leicht, charmant, ruhig, fein, sympathisch und in unserem Falle unbeschrieben. Die Faser des Papieres lässt sich weich und einfach formen und bietet über den Abend hin eine minimale Veränderung aus der Eigenspannung selbst. Die einzelnen Objekte werden mit Kraft in Ihre Form gebracht und dehnen sich unbemerkt über den Abend durch die Wärmeentwicklung des Raumes aus. Das ist unbemerkt, aber sie verändert sich durch die Thermodynamik und Akustik des Abends. Sie reagiert somit auf den Raum und den Klang. Wenn Sie so wollen formt sich die Installation durch den Abend final aus. Aus technischer Sicht ist Papier leicht und problemlos zu verarbeiten. Auch die schwebende Abhängung bietet keinerlei Probleme in Sicherheitsfragen in öffentlichen Räumen. Einigen Aufwand hat es uns gekostet nicht brennbares Papier zu finden, da die Brandschutzrichtlinien in Konzerträumen klare Ansagen machen.

Gibt es einen konkreten Bezug zur Raumarchitektur?

Es geht darum das der Großteil der erstellten Bühnenbilder keinen Kontext zum Gesamtraum bilden. Man sollte natürlich zwischen zum Beispiel darstellenden Künsten wie Theater und einem Musikkonzert unterscheiden. Musik aber bespielt den gesamten Raum, der Klang ist in jeder Ecke des Ortes zu hören. Er breitet sich aus. Es ist im ersten Moment irrellevant an welcher Position sie sich in einem Konzertraum befinden. Sie hören überall etwas. Dieser Bezug sollte in die Installation übertragen werden. Sie ist eine visuelle Brücke im Raum, die sich exakt für den Konzertraum ausbreitet. Da dieses erste Konzert als Auftakt einer folgenden Reihe von Konzerten steht, wird sich die Rauminstallation an jeden Ort neu anpassen. Sie verbindet somit visuell den Bühnenort der Musiker mit den Hörern und korrespondiert mit der gesamten Architektonischen Situation. Somit ist sie nicht ein fremdes Teil das als Requisite auf die Bühne gestellt wird, sondern von Anfang an ein Teil der Raumarchitektur. Das macht die Installation authentisch und relevant. Der Bühnengraben wird somit aufgelöst und das Konzerterlebnis zwischen Hörer und Musiker verbunden.

Marc Engenhart im Interview mit Simone Kraft, Magazin Arts & Events vom 21.09.2010


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